Hanau ist die Geburtsstadt der weltberühmten Brüder Wilhelm und Jacob Grimm. Ihre Forschungen und Sammlungen machten sie zu Wegbereitern der heutigen Germanistik. Ihre bekanntesten Werke sind die Textsammlungen der Kinder- und Hausmärchen, die vor allem in den heutigen Medien wieder große Verbreitung finden und in über 160 Sprachen übersetzt wurden.
Die Brüder-Grimm-Stadt ehrt die Brüder und ihre Märchensammlung mit einem Denkmal auf dem Marktplatz und seit 2016 mit Bronzeskulpturen, die als Märchenpfad den Ausgangspunkt der Deutschen Märchenstraße bilden.
Die preisgekrönten und beliebten Festspiele führen jedes Jahr von Mai bis Juli die Erzähltradition der Brüder Grimm fort und bringen immer wieder neue Interpretationen als Uraufführungen auf die Bühne.
Seit 1985, dem 200. Geburtstag der Sprachforscher und Märchensammler, werden die jahrhundertealten Märchen alljährlich im historischen Park von Schloss Philippsruhe aufgeführt. Die romantische Kulisse von Park und Schloss verleiht den Festspielen ein einzigartiges und unvergessliches Flair. Im Jahr 2002 wurde die Spielstätte komplett überdacht, um Zuschauer und Schauspieler vor Regen und starker Sonneneinstrahlung zu schützen, ohne das Open-Air-Feeling zu mindern.
Mittlerweile stehen insgesamt fünf verschiedene Stücke auf dem Spielplan der Brüder Grimm Festspiele. Drei Märchenadaptionen als Musical, ein Schauspiel mit Gesang und eine dritte Märchendramatisierung werden jedes Jahr neu in Auftrag gegeben. Autoren, Komponisten und Choreographen aus ganz Deutschland werden engagiert, um die Festspiele dynamisch und innovativ zu halten.
Neben den Uraufführungen wurde das Programm um die Reihe "Grimm Zeitgenossen" erweitert. Klassische Werke von Zeitgenossen der Brüder Grimm wie Kleist, Schiller oder Goethe sind eine ideale Ergänzung zum Verständnis des kulturellen und literarischen Umfelds ihrer Zeit.
Mit einem fünften Stück im Spielplan wurde nicht nur die Reihe "Junge Talente" etabliert, sondern auch ein zweiter Spielort erschlossen. Die Wallonische Ruine in der Hanauer Innenstadt kann als Plattform für Regisseure, Schauspieler und Theatermacher in den ersten Berufsjahren dienen. Die Förderung des Theaternachwuchses gehört damit auch zum Konzept der Brüder Grimm Festspiele.
Unsere Aufführungen versuchen, die Botschaften der alten Volksmärchen für das heutige Publikum transparent zu machen. Die Wirkung liegt vor allem im psychologischen Bereich: Selbst in ausweglos erscheinenden Situationen können "Realitäten" durch den unerschütterlichen Glauben an ein gutes Ende verändert werden. Volksmärchen dienten den Menschen traditionell als Identifikationsmöglichkeit, gleichsam als virtuelle Bühne, um andere Lebenswege auszuprobieren.
Grimms Märchen sind bekannt für ihre archaischen Themen und Motive, die oft archetypische Figuren wie Helden, Prinzessinnen, Hexen und Zauberer widerspiegeln. Durch diese zeitlosen Motive vermitteln die Märchen wichtige Botschaften über Moral, Ethik und die menschliche Natur. Darüber hinaus thematisieren die Märchen der Brüder Grimm häufig Toleranz und Vielfalt. Sie erzählen Geschichten von Außenseitern, Benachteiligten und Unterdrückten, die am Ende triumphieren oder gerecht behandelt werden. Diese Märchen fördern Empathie, Akzeptanz und Respekt gegenüber Menschen, die anders sind oder aus anderen Verhältnissen kommen. Die Grimmschen Märchen sind somit eine Quelle der Inspiration und ein Appell zur Förderung von Toleranz und Vielfalt in der Gesellschaft.