Cassandrino ist ein Meisterdieb, der die Stadt Perugia in Aufregung versetzt. Das Volk ist verärgert über seine Taten, den jungen Damen verdreht er reihenweise den Kopf. Besonders Donna Innocenta beklagt beim Richter ihre Sorge um Tochter Giulietta. Der Richter, Cassandrinos väterlicher Freund, gerät in die Zwickmühle. Seine Sympathie für diesen windigen Burschen bedroht seine Stellung als Richter, da er sich weigert, die geforderte Verurteilung durchzuführen. Um Cassandrino zu retten, stellt er ihm drei Aufgaben. Sollte der Dieb sie nicht erfüllen können, muss er Perugia für immer verlassen. Trotz hinterlistiger Intrigen und aufreibender Verwirrungen gelingt es Cassandrino, alle Aufgaben zu lösen. Aus Liebe zu Giulietta gibt Cassandrino am Ende dennoch sein Räuberleben auf, um mit ihr ein neues Leben zu beginnen.
Dieses Märchen, das sich die Brüder Grimm Märchenfestspiele für ihre Jubiläumssaison ausgesucht haben, stammt aus der Sammlung des Italieners Giovanni Francesco Straparola und ist auch als das Märchen „Der Meisterdieb“ in der Sammlung der Grimms zu finden. Die Märchenfestspiele befreien sich erstmals aus dem engen Korsett der Grimmschen Hausmärchen und riskieren einen Blick über den Tellerrand auf der Suche nach internationalen Märchen, die interkulturell mit denen der Brüder Grimm verbunden sind. Auf der Festspielbühne wird dieses Märchen vom Intendanten Dieter Gring als italienische Sommer-Komödie inszeniert, die mit südländischer Mentalität und leidenschaftlicher Sprache ein Stück Italien nach Hanau bringt.
Giovanni Francesco Straparola, um 1480 in der Nähe von Mailand geboren, gilt als einer der ersten Märchensammler Europas. Den Großteil seines Lebens hat er in Venedig zugebracht, das auch Schauplatz vieler seiner Geschichten ist. Im 16. Jahrhundert war Venedig ein Hauptstapelplatz für Waren aus dem Orient. Dadurch strömten auch Menschen aus aller Herren Länder und mit ihnen die großartigen Erzählungen dort zusammen. Dieses Märchengut hat Straparola gesammelt, ohne Eigenes dazu zu tun. Seine Sammlung „Piacevoli Notti“ (dt. „Ergötzliche Nächte“) erschien Mitte des 16. Jahrhunderts in Venedig und war in dieser Zeit sehr berühmt, da sie das Unterhaltungsbedürfnis des Volkes befriedigte. Die Sammlung enthält 74 Novellen, Feenmärchen, Schwänke und Rätsel, eingeschlossen in eine Rahmennovelle. 1791 erschien erstmals eine deutsche Übersetzung in Wien.
PREMIERE
19. Juni 2009, 20:30 Uhr
Cassandrino |
Klaus Philipp |
Don Flavio, der Richter |
Helmut Potthoff |
Donna Margherita, Frau des Richters |
Corinna Maria Lechler |
Pietro, Diener des Richters |
Detlev Nyga |
Donna Innocenta |
Claudia Brunnert |
Giulietta, ihre Tochter |
Verena Wüstkamp |
Colombina, Dienerin Giuliettas |
Nadine Buchet |
Giacomo, Diener bei Donna Innocenta |
Christian Furrer |
Pater Severino |
Martin Schlager |
Pantalone |
Oscar U. Ehrlich |
Antonella, seine Tochter |
Natalie Raggi |
Mönch/Bote |
Ulrich Strempel |
Volk von Perugia |
Hannah Engel, Robin Köhler, Damian Scharping, Patricia Trageser, Andrea Wasmuth |
Text und Regie |
Dieter Gring |
Musik |
Sandra-Charlotte Wüstkamp |
Kampfchoreografie |
Axel Hambach |
Regieassistenz/Inspizienz |
Peter Allmang |
Bühne |
Tobias von Wolffersdorff |
Kostüme |
Ulla Röhrs |
Requisite |
Barbara Müller |
Ton |
Christian Poggendorf (Freaksound) |
Licht |
Protonic |